Gynäkologische Endokrinologie

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Gynäkologische Endokrinologie

In der ambulanten gynäkologischen Versorgung ergeben sich in allen Lebensabschnitten der Frau von der Pubertät bis zum Klimakterium endokrinologische Fragestellungen. Neben einer sorgfältigen Anamnese und kompetenten klinischen Untersuchung ergänzt die Laboranalytik die Diagnostik. Basis ist eine Zyklusanamnese sowie ggf. eine Zyklusdokumentation, die bereits Hinweise auf mögliche bestehende Ursachen liefert.

Unsere Leistung: Hormonbefundung in der Gynäkologie

Wir bieten Ihnen über unseren Anforderungsschein „Gynäkologische Endokrinologie“ die Möglichkeit, auf die jeweilige Fragestellung abgestimmte Hormonprofile oder auch gezielt Einzelparameter anzufordern. Die Analysenergebnisse der Patientinnen werden dann individuell von unserer kooperierenden, auf gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin spezialisierten Gynäkologin Dr. Kathleen Linca kompetent beurteilt und ggf. mit Therapievorschlägen ergänzt.

Die Klinik zählt

Die Hormonanalytik sollte immer im klinischen Gesamtkontext beurteilt werden. Dazu zählen neben der Anamnese und der klinischen Befunde auch Alter, Größe und Gewicht sowie die Medikation (z. B. Prolaktinerhöhung nach Gabe von Psychopharmaka, verminderte Konzentration des Estradiols und der Gonadotropine durch die Einnahme oraler, kombinierter Kontrazeptiva).

Diese Angaben sowie je nach individueller Fragestellung weitere Informationen sind wichtig zur Einordnung der Laborparameter in den klinischen Kontext. Eine Interpretierbarkeit der Laborergebnisse ist auch von der zyklusphasengerechten Abnahme und der Angabe der klinischen Parameter abhängig.

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Der weibliche Zyklus

Menstruationszyklus

Unter einem regelrechten (regelmäßigen, stabilen, unauffälligen) Zyklus versteht man im Allgemeinen einen ovulatorischen Zyklus, der folgende Kriterien erfüllt:

Zykluslänge 24-35 Tage
Menstruationsblutung 12-14 Tage nach der Ovulation
Blutungsdauer 5-7 Tage
Blutverlust maximal ca. 100 mL
keine Zwischenblutungen oder prämenstruelles Spotting

Abweichungen vom regelrechten Zyklus

Primäre Amenorrhoe:	keine spontane Menarche (bis zum 16. Geburtstag)
Sekundäre Amenorrhoe:	keine Menstruation über mindestens 3-6 Monate bei spontaner Menarche
Eumenorrhoe:	regelrechter Zyklus
Oligomenorrhoe:	Menstruationsintervalle > 35 Tage
Polymenorrhoe:	Menstruationsintervalle < 24 Tage
Menorrhagie:	Menstruationsdauer > 7 Tage
Meno-Metrorrhagie:	Menstruation oder menstruationsähnliche Blutung dauernd und ohne erkennbare Rhythmik

Leitfaden für eine sinnvolle und effektive Labordiagnostik in der gynäkologischen Praxis

Fragestellungen der Teenagerin

Primäre Amenorrhoe

Definition: keine spontane Menarche (bis zum 16. Geburtstag)
Zeitpunkt Blutentnahme: jederzeit
Empfohlenes Anforderungsprofil: FSH, LH, Estradiol, Gesamttestosteron, DHEAS, Androstendion, TSH, Prolactin
Erforderliche klinische Angaben: Körpergröße, Gewicht (ggf. Zunahme, Abnahme), Essstörung, Tanner-Stadium, Pubarche, Thelarche, Medikation, Vorerkrankungen, sportliche Betätigung (Frequenz pro Woche, Leistungssport)

Sekundäre Amenorrhoe

Definition: keine Menstruation über mindestens 3-6 Monate bei spontaner Menarche
Zeitpunkt Blutentnahme: jederzeit
Empfohlenes Anforderungsprofil: FSH, LH, Estradiol, Progesteron, Gesamttestosteron, DHEAS, Androstendion, SHBG, TSH, Prolactin
Erforderliche klinische Angaben: letzte Regelblutung, Zyklusanamnese, Größe, Gewicht (ggf. Zunahme, Abnahme), Essstörung, Medikation, Vorerkrankungen, sportliche Betätigung (Frequenz pro Woche, Leistungssport)
Ultraschallbefund: Endometriumhöhe, Ovarialzysten

Pubertas präcox

Definition: Entwicklung äußerer Sexualmerkmale vor dem vollendeten 8. Lebensjahr
Zeitpunkt Blutentnahme: jederzeit
Empfohlenes Anforderungsprofil: FSH, LH, Estradiol, Progesteron, Gesamttestosteron, DHEAS, Androstendion, SHBG
Erforderliche klinische Angaben: Größe, Gewicht, vorhandene Symptome (Thelarche, Pubarche, Achselbehaarung)

Pubertas präcox

Definition: fehlende Zeichen einer Pubertätsentwicklung bis zum 13. Lebensjahr
Zeitpunkt Blutentnahme: jederzeit
Empfohlenes Anforderungsprofil: FSH, LH, Estradiol, Progesteron, Gesamttestosteron, DHEAS, Androstendion, SHBG, TSH, Prolactin
Erforderliche klinische Angaben: Größe, Gewicht

Unreine Haut/Akne

Zeitpunkt Blutentnahme: wenn möglich Zyklustag 3 bis 5
Empfohlenes Anforderungsprofil: FSH, LH, Estradiol, Gesamttestosteron, DHEAS, Androstendion, SHBG
Erforderliche klinische Angaben: Zyklustag/letzte Regelblutung, Größe, Gewicht, Gewichtszunahme, ggf. Zyklusstörung, ggf. Vorerkrankungen (z. B. dermatologische Erkrankungen), ggf. Medikation

Fragestellungen der fertilen Frau

Kinderwunsch

Bei regulärem Zyklus - Empfohlene Anforderungsprofile:

Frühe Follikelphase: Zyklustag 3 bis 5: Estradiol, FSH, LH, TSH, Prolaktin, Gesamttestosteron
Bestimmung Ovulationszeitpunkt: Abnahmezeitpunkt Zyklustag 12 bis 14: Estradiol, Progesteron, LH
Beurteilung der Lutealfunktion: Abnahmezeitpunkt bei einem 28-Tage-Zyklus: Blutentnahme zwischen Zyklustag 20 bis 22: Estradiol und Progesteron ansonsten 5 bis 7 Tage postovulatorisch (Planung der Abnahme nach Bestimmung des Ovulationszeitpunkts entweder per Blutabnahme oder nach positivem Ovulationstest): Estradiol und Progesteron
Erforderliche Angaben: Größe, Gewicht, Zyklustag/letzte Regelblutung, Medikation, Vorerkrankungen

Bei unregelmäßigem Zyklus

siehe Zyklusstörungen, eventuell zusätzlich AMH-Bestimmung
Zyklusmonitoring früher oder später je nach Zykluslänge

Prämenstruelles Syndrom

Definition: eine Vielzahl physischer und psychischer Beschwerden vom Zeitpunkt der Ovulation bis zum Einsetzen der Menstruation (u. a. Schmerzen, Ödeme, Mastodynie, Reizbarkeit, depressive Verstimmungen, Magen-Darm-Beschwerden). Als eine mögliche Ursache wird eine Östrogendominanz in der Lutealphase vermutet.
Empfohlenes Anforderungsprofil: Estradiol und Progesteron 5 bis 7 Tage postovulatorisch
Erforderliche klinische Angaben: Zyklustag/letzte Regelblutung, klinische Symptome, Zeitpunkt und Länge des Auftretens der Symptome im Zyklus, ggf. Zyklusstörung, Vorerkrankungen, ggf. Medikation

Dysmenorrhoe

Definition: perimenstruelle Schmerzen, die 1 bis 3 Tage der Blutung vorausgehen oder mit ihr einsetzen, oft 24 Stunden nach Blutungsbeginn ihr Maximum erreichen und dann nach etwa 2 bis 3 Tagen verschwinden, mögliche zusätzliche Beschwerden sind u. a. Kopfschmerzen, Übelkeit, Obstipation oder Durchfall
Abklärung Endometriose empfehlenswert
Endokrinologische Diagnostik wenig hilfreich

Prämature Ovarialinsuffizienz

Definition: beginnende Erschöpfung der ovariellen Reserve vor dem 40. Lebensjahr, klinische Hinweise: Zyklusstörung, klimakterische Beschwerden
Zeitpunkt Blutentnahme: zwischen Zyklustag 1 bis 3
Anforderungsprofil: Estradiol, Progesteron, FSH, LH, TSH, AMH
Erforderliche klinische Angaben: Größe, Gewicht, Art der Zyklusstörung, Zyklustag/letzte Regelblutung, sonstige Beschwerden (z. B. Hitzewallungen, Schweißausbrüche), Medikation, gynäkologische Vorerkrankungen und Voroperationen, ovartoxische Behandlungen (Chemotherapie, Bestrahlung)
Ultraschallbefund (Ovarialzysten, Endometriumhöhe, antraler Follikelcount)

Hyperandrogenämische Störungen

(u. a. PCO-Syndrom (Polycystisches Ovar - Syndrom), nicht klassisches Adrenogenitales Syndrom (AGS))

PCO-Syndrom: Störung im Androgenstoffwechsel, die eine Hyperandrogenämie zur Folge hat und mit Zyklusstörungen und Androgenisierungserscheinungen einhergehen. Häufig spielen metabolische Faktoren eine Rolle und dabei besonders Störungen im Insulinstoffwechsel.

Diagnosesicherung: 2 der 3 Rotterdam-Kriterien müssen dabei vorliegen (Oligo-Amenorrhoe, Hyperandrogenämie oder Androgenisierungserscheinungen, polycystische Ovarien (oftmals nicht vorhanden!) Die Diagnose ist erst gesichert, wenn mögliche andere Ursachen einer Hyperandrogenämie ausgeschlossen wurden:

nicht klassisches Adrenogenitales Syndrom (late onset AGS): adrenaler Enzymdefekt ohne Störung der Mineralcortikoidsynthese (am häufigsten ist der 21-Hydroxylase-Defekt)
androgenproduzierende Tumoren der Ovarien oder Nebennierenrinde
exogene Zufuhr (Corticosteroide, Anabolika)
Zeitpunkt Blutentnahme: Zyklustag 3 bis 5
Empfohlenes Anforderungsprofil: FSH, LH, FSH/LH-Quotient, Estradiol, Gesamttestosteron, DHEAS, Androstendion, SHBG, 17-Hydroxyprogesteron, HOMA-Index (Homeostasis Model Assessment), eventuell AMH
Erforderliche klinische Angaben: Zyklustag/letzte Regelblutung, Größe, Gewicht, Gewichtszunahme, Androgenisierungserscheinungen (Hirsutismus, Akne, Haarausfall, Seborrhoe, Virilisierung), Art der Zyklusstörung, Vorerkrankungen (z. B. Diabetes, Hypertonus)
Ultraschallbefund: polycystische Ovarien, Endometriumhöhe, Ovarialzysten

Hirsutismus

Definition: männliches Verteilungsmuster der Terminalhaare, Einteilung nach Ferriman-Gallwey-Index
Zeitpunkt Blutentnahme: Zyklustag 3 bis 5
Empfohlenes Anforderungsprofil: FSH, LH, Estradiol, Gesamttestosteron, DHEAS, Androstendion, SHBG, 17-Hydroxyprogesteron
Erforderliche klinische Angaben: Zyklustag, Behaarungsmuster (Lokalisation: Kinn, Oberlippe, Brust, Bauch), Herkunft (Mittelmeerregion oder hispanoamerikanischer Raum), Größe, Gewicht, ggf. Art der Zyklusstörung

Androgenisierungerscheinungen: Androgenbestimmung mittels LC/MS

In unserem Labor wird als Besonderheit die Bestimmung von Androstendion über die LC/MS durchgeführt, hierüber ergibt sich zeitgleich ein Ergebnis für 17-Hydroxyprogesteron,welches einen Hinweis auf das Vorliegen eines Adrenogentialen Syndroms (AGS) geben kann sowie weiterer Steroidhormone (11-Deoxycortisol, 21-Deoxycortisol, Corticosteron).

Verstärkter Haarausfall (Effluvium)

Definition: Von einem krankhaften Haarausfall spricht man, wenn mehr als 100 Haare täglich über einen längeren Zeitraum ausfallen

Zeitpunkt Blutentnahme: Zyklustag 3 bis 5
Empfohlenes Anforderungsprofil: Estradiol, FSH, LH, Gesamttestosteron, DHEAS, Androstendion, SHBG, TSH, Ferritin
Erforderliche klinische Angaben: Zyklustag/letzte Regelblutung, ggf. Zyklusstörung, Größe, Gewicht
cave postpartales Effluvium (tritt 2 bis 4 Monate nach Entbindung auf und kann bis zu 6 Monate anhalten)

Galactorrhoe/Hyperprolactinämie

Definition Galactorrhoe: einseitige oder beidseitige Flüssigkeitsabsonderung aus der Brust außerhalb von Schwangerschaft und Stillzeit
Zeitpunkt Blutentnahme: wenn möglich zwischen Zyklustag 3 und 5, nicht in der Lutealphase
Empfohlenes Anforderungsprofil: Prolactin, TSH
Leichte Prolactinerhöhungen können durch Stress oder eine gynäkologische Untersuchung vor der Abnahme hervorgerufen werden und sind ohne klinische Bedeutung
Die Einnahme von Antidepressiva, Neuroleptika, Antipsychotika, Antiemetika, Calciumkanalblocker oder Opiate kann eine Hyperprolactinämie hervorrufen.
Bei einer Hyperprolactinämie sollte auch immer das TSH bestimmt werden, da eine Dysthyreose mit einer Begleithyperprolactinämie einhergehen kann (TRH stimuliert die Ausschüttung von TSH und Prolactin im Hypophysenvorderlappen).

Bei hohen Prolactinwerten besonders ohne Galactorrhoe oder Zyklusstörung sollte zusätzlich zum Ausschluß einer Makroprolactinämie (Prolactinkomplexe mit geringer biologischer Wirkung) eine PEG-Fällung (Methode zur Fällung von Proteinen aus einer Lösung mit Polyethylenglycol) erfolgen.

Bei Prolactinkonzentrationen > 850 mIU/L wird in unserem Labor automatisch eine PEG-Fällung durchgeführt.

Fragestellungen der perimenopausalen Frau

Quellen

Ihre Ansprechpartnerinnen

Dr. med. Nicola Kahle

Fachärztin für Laboratoriumsmedizin

Telefon: +49 721 6277-500

E-Mail: info@labor-karlsruhe.de

Dr. med. Kathleen Linca

Fachärztin für Gynäkologie, Geburtshilfe, Endokrinologie und Reproduktionsmedizin

E-Mail: kathleen.linca@bioscientia.de

Frau Dr. med. Linca ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe mit der Zusatzbezeichnung Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin. Sie arbeitet seit über 10 Jahren in einer Kinderwunschpraxis, deren Schwerpunkt nicht nur die Reproduktionsmedizin ist, sondern auch die Diagnostik und Behandlung endokrinologischer Krankheitsbilder.